klare Kante zeigen
Was bedeutet das eigentlich genau – Klare Kante zeigen?
Gibt man klare Kante bei Google ein, erhält man die folgenden Synonyme als Vorschläge:
sich eindeutig positionieren;
seinen eigenen Standpunkt klar nennen;
sich abgrenzen;
streng vorgehen;
Faber bekennen;
Das heißt, man demonstriert etwas mit seiner klaren Kante. Man zeigt sich, wie man ist, wie man denkt und fühlt, und darauf richten sich die Taten aus. Das Äußere handelt im Einklang mit dem Inneren.
Klare Kante bedeutet zu sich zu stehen und seine Meinung zu vertreten.
Klare Kante bedeutet, dass man weiß, was man tut und man ist sich der möglichen Konsequenzen seiner Handlungen bewusst. Man ist bereit, diese zu tragen und in die Verantwortung zu gehen.
„Da musst du jetzt mal klare Kante zeigen!“
Ist das ein Satz, der dir bekannt vorkommt? Gefordert wird harte Kante, häufig von außen. So möchte zum Beispiel der Chef, dass wir uns unseren Mitarbeitern mit klarer Kante positionieren und die Hierarchie eingehalten wird. Unsere Eltern, die uns ungefragt Ratschläge zur Kindererziehung geben.
„Da musst du jetzt mal klare Kante zeigen, sonst tanzen dir deine Kinder auf der Nase rum.“
Klare Kante ist also eine Erwartung, die an uns gestellt wird, wie wir in bestimmten Rollen handeln sollen.
Nun darf man sich hier schon die Frage stellen, ob diese Personen dann wirklich wollen, dass wir unsere eigene klare Kante zeigen oder sollen wir eher deren Klare Kante übernehmen?
Eine gute Reaktion auf solche Forderungen wäre tatsächlich: Klare Kante zeigen!
Ist man sich selbst im klaren darüber, wie man eine Rolle ausfüllen möchte, kann man gefestigt auf Erwartungshaltungen von außen reagieren.
Muss klare Kante zeigen immer mit Härte verbunden sein?
Klare Kante klingt schon so nach spitzen Ecken und scharfen Seiten, an denen man sich stoßen kann.
Man ist entschlossen, handelt kompromisslos und vertritt seinen Standpunkt mit Stärke nach außen.
Entscheidungen werden getroffen und als richtig und wichtig eingestuft.
So ist es äußerst schwierig überwältigt zu werden von Menschen, die keine Klarheit für sich gefunden haben. Ja, das klingt nach Härte und Standfestigkeit. Meine Meinung gilt, die der anderen prallt an mir ab.
Klare Kante: ich lasse nur meine Position zu und ich akzeptiere keine andere Meinung neben meiner?
Mich bringt dieses Bild von klarer Kante zeigen, dann doch eher zu folgender Überlegung:
Klare Kante zeigen als Führungskraft oder Elternteil ist doch etwas Oldschool, oder?
„Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst, wirst du machen, was ich sage!“
„In meiner Abteilung dulde ich kein zu spät-Kommen und wenn der schlimmste Tornado durch dieses Land gefegt, erwarte dich dennoch Pünktlichkeit!“
Diese Form der „Klaren Kante“ verschwindet hoffentlich bald aus unserer gegenwärtigen Zeit.
Was hingegen gerade einen wirklichen Aufwind und hohe Wertschätzung erlebt, ist die klare Kante im Sinne von „Straight Talk“
Gerade raus sagen, was man denkt, fühlt und wie man sich zu einem Thema positioniert. Besonders in Freundschaften und Partnerschaften sollte Straight Talk erwünscht sein.
Man weiß, woran beim anderen ist, ist selbst frei in seinen Äußerungen und Entscheidungen. Unterschiedliche Meinungen werden akzeptiert und schon gar nicht muss man Dinge tun, zu denen man überhaupt keinen Bock hat. Somit erleichtert eine klare Kante durchaus auch den Umgang miteinander.
Klare Kante steht für Transparenz. Das Gegenüber kennt meine Position, meine Einstellung zu Themen und bekommt dadurch eine ganz gute Orientierung darüber, was man erwarten kann, was geduldet wird und wo die Grenzen liegen.
Sie vermittelt Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und die Offenheit die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren
Mit klarer Kante kann man sehr schnell zu Ergebnissen kommen. Kein langes um den Brei herumreden.
Ich denke, gerade im Umgang mit kleinen Kindern kann eine „Klare Kanten Einstellung“ der Eltern Halt vermitteln. Dies bedeutet nämlich Struktur, gewohnte Abläufe und gibt dem Kind die Sicherheit, dass nicht im nächsten Moment alles über den Haufen geworfen wird.
Ein simples Beispiel, wie klare Kante in diesem Kontext aussieht.
Mir ist es als Mama wichtig, dass mein Kind jeden Abend seine Zähne putzt. Da beziehe ich Position und gehe somit allabendlich mit meinen Kindern ins Badezimmer zum und wir putzen die Zähne. So finden wir doch sicherlich alle, die eine oder andere Position, die wir als umverhandelbar vertreten.
Wie kann ich klare Kante zeigen?
Wie mach ich das jetzt wirklich genau?
Nur mit Strenge, höchster Autorität und keine Gnade walten lassen?
Wie fest verharre ich auf meiner Position?
Bin ich bereit, Kompromisse einzugehen?
Welches Ziel verfolge ich mit meinem klaren Standpunkt?
Eine Auseinandersetzung mit sich selbst ist der grundlegendste Schritt:
Ich denke, es ist wichtig sich seiner Grundwerte bewusst zu werden.
Wie stehe ich grundlegend zu gewissen Themen?
Welche Erwartungen habe ich selbst an mich und die Rollen, die ich ausfülle?
Klare Kante spiegelt unseren Umgang mit unseren Grenzen wider.Welche Grenzen möchte ich setzen?
Welche Kante darf bei mir nicht überschritten werden?
Wo bin ich bereit, die Grenzen ein wenig aufzuweichen?
Wenn ich diese Fragen im Hinblick auf meine Lebensbereiche, meine Rollen und meine Werte geklärt habe, muss ich gar nicht laut sein oder streng, dann bin ich durchaus in der Lage meine Position deutlich auf nette Art und Weise mitzuteilen.
Bedeutet klare Kante aber, dass ich nur meine Position akzeptiere oder bin ich bereit aufeinander zuzugehen und auch mal die Kanten der anderen anzuschauen und Brücken zu bauen zwischen 2 Kanten?
Seine Position darf man besetzen und diese klar und deutlich, aber dennoch freundlich vertreten. Ein miteinander und aufeinander zugehen ist dennoch möglich. Ich weiß ja auch, bei welchen Grenzen ich bereit bin die Linie etwas zu lockern.
Hat man gewissen Themen noch nicht klar für sich geklärt und fühlt sich in einer Situation „überrumpelt, kann man durchaus auf sein Bauchgefühl vertrauen.
Wenn sich etwas nicht stimmig anfühlt, dann dürfen wir darauf reagieren.
Klare Kante zu beziehen bedeutet nicht, dass man dies stets sofort und unverzüglich auf der Stelle machen muss. Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn man sich Zeit nimmt, über die eigene Meinung nachzudenken um sich dann auf eine Position zu rücken.
Klare Kante erfordert natürlich auch Mut.
Mut, zu sich zu stehen und in die Verantwortung zu gehen. Es ist sicherlich bequem, nett zu sein und sicherlich ab und an unbequem zu seiner Position zu stehen.
Es empfiehlt sich hier folgende Fragestellung:
Was kostet es mich, wenn ich nicht zu meinem Standpunkt stehe?
Fazit: Klare Kante zeigen ja oder nein?
Ich bin überzeugt davon, dass es sehr von Vorteil ist, wenn man zunächst einmal selbst die eigenen Kanten kennt. Wie weit bin ich bereit mitzugehen?
Was lasse ich zu?
Womit kann ich mich identifizieren?
Was lehne ich ab?
Wenn ich diese Fragestellungen für mich klar habe und in der Lage bin meine Meinung zu äußern ohne zu zögern, kann ich das auch durchaus auf eine angenehme Art und Weise machen.
Es wichtig, immer mal wieder in gewissen Lebensabschnitten innezuhalten,
Klarheit in unsere Lebensbereiche zu bringen und auch unsere Beziehungen von Zeit zu Zeit zu bewerten.
Sich mit Stift und Block gewappnet hinsetzen und für sich zu überlegen:
„Wie stehe ich persönlich zu Thema A, B, C oder zu Person XY.
Es hilft ungemein von Zeit zu Zeit sich selbst die eigenen Kanten zu zeigen bzw. zu überprüfen, ob diese noch Stimmig für uns sind. Immer mal wieder in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen und Erwartungen treten.
Für sich selbst klar Position beziehen, den eigenen Verhandlungsspielraum abstecken und somit mit Stabilität im Leben stehen.
Klare Kante kann laut und streng sein, das muss es aber nicht.
Klare Kante kann tolerant sein, offen für Austausch und respektvoll im Umgang miteinander.
Es ist ein Ausdruck von Konsequenz und eine ehrliche, ungeschönte Ansprache.
Es ist die Fähigkeit, seine Meinung zu äußern, ohne zu zögern.
Und eins ist es mit Sicherheit: eine klare Auseinandersetzung mit sich selbst.