Mach dich doch mal Locker!
„Mach dich doch mal locker!“ - Die Sache mit der Gelassenheit
Montagmorgen 9:30 Uhr und hochgerechnet hat es bereits zum neuen Wochenstart schon dreimal wieder nicht geklappt mit der Gelassenheit.
Der verschüttete Kaffee, das trödelnde Kind, der Fahrradfahrer, der einem die Vorfahrt nimmt. Die Reaktionen darauf sind teilweise weit entfernt von Gelassenheit.
„Oh Mann, ich Schussel!!“, „Jetzt beeil dich doch mal, wir müssen los!!“
„Du Blödmann, glaubst wohl die Straße gehört dir allein!!“
So oder so ähnlich hört sich das dann an.
„Mach dich doch mal locker!!“ Das sich Lockermachen in die Tat umzusetzen ist gar nicht einfach. Stecken wir bereits in der Situation drin, fällt es schwer den Schalter von gereizt auf gelassen umzustellen.
Ein paar alltagstaugliche Tipps, die auf dem Weg zu mehr Gelassenheit helfen können, möchte ich im Folgenden vorstellen:
Tipp 1: ANALYSE UND AUFMERKSAMKEIT
Wie soll man sich denn locker machen, wenn man gar nicht weiß, was einen gerade überkommt? Weshalb genau steigt der Stresslevel und die Frustration so schnell an?
Deshalb empfiehlt es sich, sich selbst einmal bewusst wahrzunehmen, welche Gefühle zeigen sich da gerade genau? Oftmals kommt erst die Wut. Doch hier darf man weiter schauen. Die Wut überdeckt häufig weitere Gefühle.
Zeigt sich da vielleicht Angst? Traurigkeit? Enttäuschung?
Ein Chef, der zu viel fordert, obwohl wir den Schreibtisch voller Aufgaben haben. Verbirgt sich dahinter vielleicht die Angst den Job zu verlieren oder die Beförderung nicht zu bekommen?
Oder die Situation, wo sich ein Kunde an der Kasse vordrängelt. Da zeigt sich vielleicht eine Ohnmacht, weil wir nicht wahrgenommen und übergangen werden.
Das trödelnde Kind hat keinen Schimmer von Zeit. Es lebt im Moment. Wenn man ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ordnung und Struktur hat, kann es hier schon zu Konflikten kommen.
Deshalb ist dieser Tipp so wertvoll. Welches Gefühl zeigt sich? Nicht nur auf der ersten Ebene, sondern auch dahinter?
Gefühle sind die Kinder unserer Bedürfnisse und leben aus und drücken aus, was mehr Beachtung bekommen soll.
Tipp 2: SELBSTMITGEFÜHL UND ACHTSAMKEIT
Hat man es im ersten Schritt geschafft, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und sie zu benennen, darf man seine Aufmerksamkeit weiter auf sich selbst richten.
Energie, die man zum Schimpfen und zum aus der Haut fahren verwenden würde, sollte dafür genutzt werden, um wertschätzend und wohlwollend mit sich selbst zu sein:
Das könnte zum Beispiel sein:
„Hey, ich habe mein Bestes gegeben und beim nächsten Mal, mach ich es noch ein bisschen besser.“
„Das Hupen des Autofahrens hat absolut nichts mit mir zu tun. Wahrscheinlich hatte er einen schlechten Morgen und musste irgendwo seinen Frust rauslassen“
„Ich weiß, was ich kann und dass ich einen guten Job mache: Ich setze jetzt Grenzen und bin danach bereit für neue Aufgaben“.
Beruhigend mit sich selbst sprechen, als würde man mit seiner besten Freundin oder seinem besten Freund sprechen. Achtsam und rücksichtsvoll
Tipp 3: DAS WORST - CASE SZENARIO
Was wirklich eine gute Hilfe sein kann, beim sich locker machen, ist eine ganz simple Frage:
Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte?
Hier darf man die Situation verlassen und als Beobachter drauf schauen. Eine ehrliche sachliche Betrachtungsweise ist hier unerlässlich.
Dissoziieren unterstützt dabei, sich von einer Situation zu lösen und sie von außen zu betrachten. In der Beobachter-Rolle gelingt es einen viel klareren Blick zu bekommen, als wenn man selbst darin feststeckt.
Und mit etwas Abstand ist es möglich festzustellen, dass der schlimmste Fall vielleicht nicht die größte Wunscherfüllung ist, aber dennoch nicht das Ende.
Die zweite Frage, die man sich aus der Beobachter-Rolle stellen kann:
„Was wäre im schlimmsten Fall dennoch ein Gewinn oder eine Möglichkeit, die sich daraus ergeben kann?
Tipp 4: 24 HOURS LATER
Diese Methode nenne ich auch das Vorträumen.
Wo Menschen zusammenkommen, sei es unter Kollegen oder im Kundenkontakt, gibt es sicherlich viele schönen Momente aber auch mal Frust und Enttäuschung, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden.
So kann es auch schon mal vorkommen, dass ein verärgerter Kollege oder Kunde seinem Frust freien Lauf lässt. Man hat jetzt 2 Möglichkeiten: entweder man startet mit einem Gegenangriff oder man träumt sich nach vorne.
Wo bin ich in 24 Stunden? Hat diese Situation dann noch Bedeutung für mich?
Genau jetzt in 24 Stunden habe ich Wochenende und dieses Meeting ist vorbei. Diese Wut hat nichts mit mir zu tun.
Das zeitliche Distanzieren der Situation unterstützt dabei wahrzunehmen, dass es sich oftmals nur um einen Moment handelt und dieser ist auch bald wieder vorbei. Man ist in diesen Momenten nicht gefangen.
Tipp 5: 10 MINUTEN FLUCH-MECKER-SCHIMPF-ZEIT
Und wenn’s mal wirklich nicht klappen will mit der Gelassenheit - dann darf alles auch mal raus.
Man stellt sich seinen Wecker auf 10 Minuten und schimpft, meckert und flucht in diesen 10 Minuten so gut man kann. Jetzt darf alles raus! Sich mal richtig Luft machen!
Wenn der Wecker klingelt, schüttelt man sich, streift noch mal alles vom Körper ab. Dreimal tief ein- und ausatmen. Den blockierenden Gefühlen wurde damit Raum gegeben sich zu entfalten und somit wieder Freiraum geschaffen.
Danach macht man sich einen Kaffee oder Tee und gibt sich selbst das Versprechen, das man jetzt den Ärger loslassen kann.
Wege zu mehr Gelassenheit gibt es. An aller erster Stelle steht immer die eigene Entscheidung für mehr Gelassenheit.